Wenn alle Menschen so leben würden wie wir in Deutschland…

02.05.2024

…bräuchten wir ganze 3 Erden.

Heute ist nach Berechnungen des Global Footprint Network (GFN) der nationale Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day). Das bedeutet, die natürlichen Ressourcen für dieses Jahr sind bereits heute aufgebraucht. Deutschland lebt nun für den Rest des Jahres quasi „auf Pump“ zu Lasten beispielsweise von Menschen im globalen Süden oder auch nachfolgenden Generationen.

GFN berechnet zum einen den ökologischen Fußabdruck, vereinfacht gesagt die Fläche, die ein Mensch oder wie hier eine Nation benötigt, um den Lebensstil und den damit verbundenen Ressourcenverbrauch und CO2-Ausstoß zu decken. In Relation dazu wird die Biokapazität gesetzt, also die benötigte biologisch aktive Fläche, um die verbrauchten Ressourcen wieder aufzubauen und CO2 aufzunehmen. Gemessen an einem Jahr ist diese Fläche für Deutschland bereits nach 122 Tagen, also heute, verbraucht.

Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger nennt diesen Tag einen Weckruf für echte Nachhaltigkeit. Es mangele immer noch an Mut und Entschlossenheit, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um unsere natürliche Lebensgrundlage zu schützen.
Es liegt leider nun mal in der Natur des Menschen, „unangenehme Dinge“ zu verdrängen. Zudem ist eine derart komplexe Thematik wie der Klimawandel sehr schwer „begreifbar“.

Ich denke, es bedarf eines weitreichenden Wertewandels in der Gesellschaft. Ungebremste Ressourcenausbeutung und reine Profitmaximierung gehen stets zu Lasten von Menschen und Umwelt und forcieren die negativen Klimaauswirkungen. Also muss der gesellschaftliche Weg vom reinen Konsumdenken hin zu geschlossenen Kreisläufen (Cradle to Cradle), langlebigen und ökologischen Produkten und mehr Recycling führen.

Vielleicht reicht ja dann doch diese eine Erde…

Ein Abend für die Ressource Wasser

06.05.2024

Ein Aspekt läuft bei der der komplexen Thematik Klimawandel noch oftmals unter dem Radar, nämlich die Ressource Wasser und unser Umgang damit.

Hierzu habe ich kürzlich in unserer Gemeinde einen „Wasserabend“ für alle interessierten Bürger zum nachhaltigen Umgang mit diesem lebensnotwendigen Gut durchgeführt.

Nun, warum Wasser? Nach dem verregneten Winter haben wir doch alle nun wirklich genug davon. So ist zumindest der Eindruck. Umso überraschter waren die Besucher des Fachvortrags über die direkten Zusammenhänge zwischen dem Klimawandel und einerseits Wassermangel bzw. andererseits Überflutungen als extreme Auswirkungen.

Das Bild des blauen, zu etwa 2/3 mit Wasser bedeckten, Planeten Erde wiegt nur oberflächlich in Sicherheit. Zur Wahrheit gehört auch:

  • Jeder 4. Mensch weltweit, also über 2,2 Milliarden, hat keinen gesicherten, regelmäßigen Zugang zu Trinkwasser
  • Mehr als 3 Milliarden Menschen weltweit sind auf Wasser angewiesen sind, das Landesgrenzen überschreitet, was bei abnehmenden Ressourcen zu internationalen Konflikten und Verteilungskämpfen führen wird.
  • Ohne eine nachhaltigere Wassernutzung werden 2050 mehr als 5 Mrd. Menschen unter Wassermangel leiden.
  • Die Flutkatastrophe im Juli 2021 hat in Deutschland Schäden in Höhe von rund 40 Milliarden Euro verursacht

Die gerechte, globale Wasser- bzw. Trinkwasserverfügbarkeit ist ähnlich der Begrenzung der globalen Temperaturerhöhung schon jetzt eine Herkulesaufgabe.

Aber es gibt auch ausgereifte Lösungen:

Von der Wasserspararmatur bis zu Technologien zur Nutzung von Regenwasser in Haus und Industrie, Wiederverwendung von leicht verunreinigtem Brauchwasser (Grauwasser) sowie Entsiegelung und lokale Versickerung ist bereits vieles erfolgreich umgesetzt worden. In Teilen der USA beispielsweise sind inzwischen Baugenehmigungen an die Nutzung von Wasserwiederverwendung in Gebäuden gekoppelt.

Lassen Sie uns das Thema weiter in den Fokus rücken. Denn auch in Deutschland werden die nächsten Dürrephasen und Überflutungen garantiert kommen. Und dann sollte man sich beispielsweise fragen, ob aufwendig aufbereitetes Trinkwasser zur Toilettenspülung noch zeitgemäß ist. Wasser muss in Kreisläufen gedacht und realisiert werden! Jedenfalls ist bei den Besuchern des „Wasserabends“ das Bewusstsein für einen gewissenhaften, schonenden Umgang mit der Ressource Wasser gewachsen.

Quelle: Pixabay

Heute ist Weltwassertag

22.03.2024

Seit inzwischen über 30 Jahren findet am 22. März der Weltwassertag statt. Die UN möchte an diesem Tag auf die Bedeutung von Wasser als Lebensgrundlage und das nachhaltige Management von Wasserressourcen aufmerksam machen. Der internationale Weltwassertag steht 2024 unter dem Leitthema „Water for Peace“. Bedenkt man, dass mehr als 3 Milliarden Menschen weltweit auf Wasser angewiesen sind, das Landesgrenzen überschreitet, kann dies bei abnehmenden Ressourcen zu internationalen Konflikten führen. Positiv betrachtet bietet sich hier aber auch ein großes Potenzial, um länderübergreifende Lösungen für eine faire und nachhaltige Nutzung von Wasser zu realisieren, also sich gemeinsam für den Erhalt dieser wichtigen Lebensgrundlage einzusetzen.

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Trinkwasser (Quelle: Pixabay, Rajesh Balouria)

Einige Fakten zum aktuellen Status Quo: Zwar sind mehr als 2/3 der Erde von Wasser bedeckt, aber lediglich weniger als 3% davon sind trinkbar. Hinzu kommt, dass die verfügbaren Trinkwasservorräte sehr ungleich verteilt sind. Vor allem in Afrika, Lateinamerika und Asien herrscht vielerorts dramatische Wasserknappheit. Jeder 4. Mensch weltweit, also über 2,2 Milliarden, haben keinen gesicherten, regelmäßigen Zugang zu Trinkwasser – eine unfassbar hohe Zahl. Der fortschreitende Klimawandel führt dazu, dass in vielen wasserarmen Regionen zukünftig noch weniger Niederschlag fallen wird bei gleichzeitig höheren Verdunstungsraten in den oberirdischen Wasserreservoiren infolge des Temperaturanstiegs.

Schauen wir auf das nähere Umfeld: In weiten Teilen Südeuropas herrscht aufgrund fehlender Winterniederschläge und weiter sinkender Grundwasserspiegel jetzt schon akuter Wassermangel. Es gibt bereits Konflikte um die Priorisierung der Wassernutzung zwischen Privathaushalten, Industrie und Landwirtschaft. Dieses Szenario wird uns in Deutschland voraussichtlich auch erwarten. Also höchste Zeit, zu handeln.

Was kann jede und jeder einzelne zur Schonung unserer Wasserressourcen beitragen? Einige Beispiele:
– Regenwassernutzung für Haus und Garten
– Grauwassernutzung für Garten und Toilette
– Aufbereitung von Regenwasser zu Trinkwasser
– Duschen statt Vollbad, Wasserspar-Duschkopf verwenden
– Händewaschen, Zähneputzen: Wasserhahn nicht laufen lassen
– Toilette: Spartaste, Stoppfunktion nutzen (wir spülen hier mit Trinkwasser!)
– Geschirrspüler/Waschmaschine: bei möglichst voller Beladung nutzen, Eco-Programm aktivieren
– Auch kleine Beiträge summieren sich zu großen Ergebnissen.

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Urlaubsregion Katalonien ruft den Wassernotstand aus

05.02.2024

Die Nachricht in den Medien ließ letzte Woche aufhorchen. Die Regierung von Katalonien hat wegen Wassernotstand für die Hauptstadt Barcelona und 201 weitere Gemeinden mit sofortiger Wirkung den Notstand ausgerufen. Betroffen sind mehr als 6 Millionen Bewohner.

Generell leidet die iberische Halbinsel unter der schlimmsten Trockenheit seit über 100 Jahren. Seit 40 Monaten herrscht nun massiver Regenmangel. Die Stauseen zur Trinkwasservorhaltung sind im Schnitt nur noch zu etwa 16% gefüllt. Sollte der Sommer wie zuletzt heiß und trocken werden, wird das noch verfügbare Wasser nicht mehr ausreichen. Allein Barcelona rechnet in den Hauptferienwochen mit 3 Millionen Touristen, was die Situation weiter verschärfen wird.

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Trinkwasserreservoire nahezu erschöpft (Quelle: Pixabay, Dragan Tomić)

Was bedeuten die Notstandsregelungen nun in der Praxis? Der Wasserverbrauch wird zunächst auf 200 Liter pro Bewohner und Tag festgelegt, eine weitere Reduzierung ist zu erwarten. Zum Vergleich: ein modernes Kreuzfahrtschiff verbraucht pro Tag etwa eine Million Liter Trinkwasser!  Auffüllen von Pools und Bewässerung von Gärten und Parks werden stark eingeschränkt bzw. sind nur mit wiederaufbereitetem Wasser erlaubt. Und so ist zu erwarten, dass im Hochsommer statt der Vielzahl von Kreuzfahrtschiffen Tankschiffe die Hafenkapazitäten in Barcelona nutzen müssen, um die Bevölkerung in Katalonien mit Trinkwasser zu versorgen.

Besonders betroffen vom Notstand ist die Landwirtschaft, die ihren Verbrauch um 80% reduzieren muss. Man kann nun sagen, dass betrifft uns ja hier in Deutschland nicht. In einer globalisierten Welt gilt dies schon lange nicht mehr. Katalonien ist Spaniens stärkste Industrieregion. Deutschland ist mit einem Anteil von über 20 % am gesamten katalanischen Obstexport in die Welt der Hauptabnehmer. Im Jahr 2021 exportierte Katalonien Obst und Gemüse im Wert von mehr als 207 Millionen Euro und einem Volumen von 178.803 Tonnen nach Deutschland. Neben den Einschränkungen als Tourist im auch bei Deutschen beliebten Ferienziel Katalonien wird der Verbraucher die prekäre Lage in Spanien auch in hiesigen Supermärkten zu spüren bekommen. Ein Fakt als Gedankenanstoß: beispielsweise werden bis zur Ernte von nur einem Kilo Erdbeeren rund 300 l Frischwasser benötigt. Ist es nötig, dass wir über das gesamte Jahr spanische Erdbeeren in den Geschäften anbieten müssen oder ist der Kauf aus regionalem Anbau in den Sommermonaten in Bezug auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit die deutlich bessere Alternative?

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Wasserkreislauf der Erde gerät aus dem Gleichgewicht

17.10.2023

Diese Schlagzeile und der damit verbundene Bericht der Weltwetterorganisation WMO waren letzte Woche aufgrund der aktuellen politischen Ereignisse nur eine Randnotiz in den Nachrichten.

Der Klimawandel und menschliche Aktivitäten sorgen in erheblichem Maße dafür, dass die Süßwasser-Reservoire kleiner werden und die Grundwasserstände sinken. Die WMO berichtet, dass schon jetzt weltweit 3,6 Milliarden Menschen mindestens einen Monat im Jahr nicht genügend Trinkwasser zur Verfügung haben.

Aber auch im näheren Umfeld macht sich Wassermangel teils extrem bemerkbar. In Frankreich beispielsweise gab es in diesem Jahr laut Umweltministerium einen Rückgang des verfügbaren, entnehmbaren Wassers um bis zu 40%, in etwa 200 Kommunen wurde die Wasserversorgung mittels Tankwagen aufrechterhalten. Restriktionen zum Wasserverbrauch und bei der künstlichen Bewässerung brachten Weinbauern Ernte-Einbußen bis zu existenzbedrohenden 80%.

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Schwindendes Trinkwasserreservoire (Quelle: Sarah Lötscher, Pixabay)


Was können aber nun Lösungen gegen diesen Trend sein?
Zunächst einmal ist Trinkwasser ein kostbares Gut, dass gezielt und in Maßen eingesetzt werden sollte. Hierzu kann jeder im privaten Umfeld beitragen.

Lange Zeit war die Ableitung von lokal anfallendem Regenwasser über weitläufige Kanalnetze das Maß der Dinge. Inzwischen geht die Entwicklung des Regenwasser-Managements Richtung Schwammstadt und lokaler Versickerung und damit Stützung der örtlichen Grundwasserbestände, u.a. als Quelle für Trinkwasser.

Technologien zur Nutzung von Regenwasser in Haus und Industrie, Wiederverwendung von leicht verunreinigtem Brauchwasser (Grauwasser) sowie Aufbereitung von Regenwasser zu Trinkwasser sind bereits vorhanden und etabliert. Zum Beispiel in Flandern ist die Verpflichtung zur Regenwassernutzung in der Bauverordnung verankert, in Teilen der USA sind Baugenehmigungen an der Nutzung von Wasserwiederverwendung in Gebäuden gekoppelt.

Die Ressource Wasser wird zukünftig knapper und damit wertvoller. Es gibt viele Möglichkeiten zum schonenden Umgang damit.

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